Notes from the Underground

Ausstellungseröffnung Samstag 26. Juni 2021, 14 Uhr

Schriftmuseum Bartlhaus Pettenbach

Eine Kooperation mit dem Festival der Regionen

Die Gruppenausstellung lehnt sich inhaltlich an das Festival der Regionen an, das von 25.6. bis 4.7.2021 im Salzkammergut stattfindet. Dies ist ein zeitgenössisches Kunst- und Kulturfestival, das seit 1993 alle zwei Jahre in einer jeweils festgelegten Region Oberösterreichs veranstaltet wird. Mit dem Thema Unter Tag/Underground greift das Festival einen Begriff auf, der die Lebensrealität vieler Menschen, die in den Salzbergwerken des Salzkammerguts arbeiteten, widerspiegelt.

Die Ausstellung im Bartlhaus bringt das Thema auf eine individuelle Ebene und taucht in den „Untergrund“ der menschlichen Persönlichkeit ein. Als textliche Basis dient dabei ein Werk von Fjodor Dostojewsky, dessen Geburtstag sich heuer zum 200. Mal jährt. Es handelt sich um den Roman „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“, auf Englisch „Notes from the Underground“. Darin wendet sich ein Icherzähler an seine fiktiven Zuhörer. Er lebt zur Entstehungszeit des Textes (1863) in St. Petersburg in einer sehr bescheidenen Wohnung, die er als Kellerloch oder Winkel bezeichnet. Das Werk kritisiert den Fortschrittsglauben der damaligen Gesellschaft. Einerseits hegen die Menschen die Hoffnung, durch die Weiterentwicklung der Wissenschaften werde kollektives Glück für alle möglich und berechenbar. Andererseits scheinen durch diese Allmacht der Naturwissenschaften alte Werte und Moralvorstellungen ihre Gültigkeit zu verlieren. Die immer wiederkehrenden Fragen der Menschheit nach Gut und Böse, nach dem Sinn des Lebens und nach dem richtigen Handeln tauchen auf und werden auf vielschichte Art und Weise behandelt. Das Kellerloch oder der Untergrund sind Metapher für das Innere des Erzählers.

Liest man den mehr als 150 Jahre alten Text heute, wirken viele Passagen überraschend oder vielleicht erschreckend aktuell. Am antiquiertesten erscheint die verwendete Sprache, die im Stil des 19. Jahrhunderts unglaublich bildhaft ist. Umso interessanter ist es, dass die beschriebenen Inhalte nichts an Aktualität verloren haben und heute, vielleicht in einem anderen Kontext verstanden, unglaublich relevant erscheinen.

An der Gruppenausstellung beteiligen sich 13 internationale Kalligraf*innen, sowie Studierende der Studienrichtung Gestaltung Technik Textil der Kunstuniversität Linz. Sie greifen in ihren Arbeiten jeweils unterschiedliche Aspekte des Themas auf. Manche widmen sich der Region des Salzkammerguts mit ihren kulturellen Besonderheiten. Andere lassen sich vom Titel Underground inspirieren und wieder andere legen ihr Augenmerk auf den Text von Dostojewski und seine Interpretation. Das Ergebnis ist ein Panoptikum an Inhalten und formalen Zugängen, das vielschichtige Perspektiven eröffnet.

Beteiligte Kalligraf*innen: Sigrid Artmann, Claudia Dzengel, Susanne Wilhelmine Ertl, Frank Fath, Petra Gartner, Gudrun Illert, Ali Kianmehr, Birgit Nass, Eveline Petersen-Gröger, Eva Pöll, Gisela zur Strassen, Jasna Wittmann, Loredana Zega

Studierende: Stefan Almesberger, Iris Gessl, Lisa Hametner, Lukas Hofpointner, Madeleine Kofler, Sonia Steiger, Projektleiterinnen Kunstuni Linz: Ingrid Hackl, Manuela Kiesl

Abbildung: Kalligrafie von Gisela zur Strassen

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