Claudia Dzengel – Dance of Words

Ausstellungseröffnung im Schriftmuseum Bartlhaus

Samstag 25. September 2021, 14 Uhr

In ihrer aktuellen Ausstellung „Dance of Words“ im Bartlhaus zeigt Claudia Dzengel Kalligrafien aus den letzten drei Jahren. Der Tanz der Worte aus dem Titel drückt die visuelle Qualität vieler Schriftbilder aus, in denen die Buchstaben über das Blatt zu tanzen scheinen, anstatt sich wie sonst oft üblich in Zeilen einzufügen. Bei manchen freien Schriftgestaltungen erlangt man sogar den Eindruck, es seien Spuren von Tanzenden auf dem Papier. Claudia Dzengel findet Inspiration in der Bewegung des Körpers und übersetzt diese Dynamik mit der Hand auf Papier. Das feste Repertoire der Buchstaben variiert sie frei, wie einmal gelernte Tanzschritte in einer Improvisation auch lediglich als Ausgangspunkt dienen.

Der Titel der Ausstellung gibt außerdem einen Hinweis auf die Herkunft der Texte vieler Arbeiten. Musik und Liedtexte bilden die inhaltliche Basis. Claudia Dzengel, die in Hildesheim Farbdesign studierte und seit 1997 als selbständige Designerin und Kalligrafin in Wien arbeitet, sucht besondere Songtexte aus und lässt sich sowohl durch den Sprachduktus als auch durch die Musik inspirieren. Rhythmus und Musikstil nehmen Einfluss auf die Wahl der Schrift und den Ausdruck der Kalligrafien. Der Aufbau der Texte wirkt oft auch auf die visuelle Gestaltung der Schriftbilder, indem zum Beispiel der im Lied wiederkehrende Refrain in großen Buchstaben hervorsticht, wohingegen sich die Strophen optisch zurücknehmen, kleiner und oft auch bis zur völligen Unleserlichkeit übereinander geschrieben werden. Die Bandbreite der Musikstile reicht von dem deutschen Liedermacher Gisbert zu Knyphausen, dessen eingängige Harmonien im Stil von Chansons oft nur von einer Gitarre begleitet werden, über die deutsche Avantgarde-Band Einstürzende Neubauten, deren Musik Dzengel zu wilden, aufgerissenen Linien inspiriert bis zu Hip-Hop und Poetry Slam von Mieze Medusa und Markus Köhle. Die dichte, stark rhythmisierte Sprache des Poetry Slam ist für Dzengel ein beliebter Ausgangspunkt für kalligrafische Gestaltungen. Den virtuosen Umgang mit Sprache übersetzt sie ebenso gekonnt in Schriftbilder. Einige Rätselwortwitze von Markus Köhle gestaltet Dzengel in Zusammenarbeit mit ihrem Sohn Enno Osten, der die Zeichnungen liefert, die sie dann mit Buchstaben füllt: Was ist blind und schwimmt unter der Erde? Der Kraulwurf.

Neben vorgefundenen Liedtexten, Gedichten und Prosatexten schreibt Claudia Dzengel auch eigene Texte und Gedanken. Eine Serie in der Ausstellung widmet sich auch den Grundformen der Schrift dem Alphabet und schafft Schriftbilder zu einzelnen Buchstaben. Claudia Dzengel schreibt mit unterschiedlichsten Werkzeugen vom Pinsel über verschiedenste Federn und Stifte bis zur Zahnbürste. Stilistisch reichen ihre Arbeiten von expressiven, stark gestischen Gestaltungen bis zu kleinteiligen äußerst klaren und linearen Formen. Meist gliedern sich die Arbeiten in große Werkblöcke, die thematisch, stilistisch oder in der Wahl der Technik zusammenhängen. Manche Kalligrafien integrieren Naturdrucke von Pflanzen als Hintergrundgestaltung oder großflächige mit dem Pinsel aufgetragene Farbflächen. Andere nutzen spezielle Techniken, wie zum Beispiel die Cyanotypie, die mit Hilfe einer lichtempfindlichen Schicht Spuren von Objekten oder Schablonen auf dem Blatt sichtbar macht. Claudia Dzengel schöpft aus einem reichen Repertoire verschiedener Schriften, gestaltet jedoch auch in eigenen individualisierten Schriftzeichen oder zerlegt Buchstaben in ihre Grundformen und schreibt bisweilen Formen ohne Inhalt. Schreiben, als ob man nicht schreiben würde.

Sing like no one is listening …

https://claudia-dzengel.com

Einladung_3-2021

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