Donna E. Price – found in translation
Ausstellung in der S.I.X. Wohnzimmergalerie
Eröffnung am Samstag 26. Februar um 14 Uhr
Die Künstlerin ist anwesend
Zur Ausstellung spricht Maga. Angelika Doppelbauer, MA
Donna Price ist in North Carolina, einem Bundesstaat an der Ostküste der USA geboren und aufgewachsen. In ihrer Kindheit entwickelte sie die Liebe zur Natur und zu den einfachen Dingen des Alltags. Sie studierte Soziologie am Warren Wilson College in Asheville und besuchte Kurse an der Penland School of Craft. Seit 2012 lebt sie in Österreich und arbeitet in den Ateliers Alte Weberei in Ebensee. Als Amerikanerin und Künstlerin im Salzkammergut hat sie in doppelter Weise einen Blick von außen: auf Österreich, aber auch auf ihr Herkunftsland USA und reflektiert kritisch die gesellschaftliche Situation in beiden Ländern.
Auf ihrer Homepage bezeichnet sie sich selbst als Maker und Artist. Dies spiegelt ihr Verständnis der eigenen Arbeit im Spannungsfeld zwischen Handwerk und Kunst. Der Herstellungsprozess und das Material spielen eine wichtige Rolle in ihren künstlerischen Arbeiten. Sie legt großes Augenmerk auf subtile Details, Oberflächen, Farben und handwerkliche Perfektion. Donna Price versucht, mit möglichst einfachen Mitteln und Materialien ihren künstlerischen Ausdruck zu erzielen.
Sie wählt ihre Materialien mit Bedacht und hat dabei immer die Nachhaltigkeit im Blick. Gerne verwendet sie gebrauchte Dinge – ein wenig im Sinne der arte povera – gibt ihnen eine neue Form und Funktion. Viele Arbeiten fertigt sie aus Buchbinderkarton, ein Material, das sie aufgrund seiner großen Einfachheit liebt. Sie braucht zur Bearbeitung lediglich ein Messer, Klebeband und Acryl-Spray für eine glatte Oberfläche.
Donna Price ist eine ruhige Beobachterin. Die Schlüsse, die sie daraus zieht, münden in scharfsinnigen Analysen gesellschaftlicher Phänomene. Ihre künstlerischen Arbeiten sind Ausdruck dieser tiefgründigen Überlegungen. Abseits der ästhetischen Qualität können ihre Arbeiten auch als soziologische Forschungen mit künstlerischen Mitteln beschrieben werden – Soziologie als Lehre des menschlichen Zusammenlebens, der sozialen Ordnung und deren Veränderungen. Sie hinterfragt alltägliche Gegebenheiten, erforscht, wie Gesellschaft aufgebaut ist, wie sie funktioniert und zeigt Missstände auf.
Wer in einer anderen als der Herkunftskultur lebt, ist gezwungen, gesellschaftliche Phänomene immer wieder zu übersetzen, um ihre Hintergründe zu verstehen. In Anspielung auf den Kinofilm „Lost in Translation“ von Sofia Coppola, gibt Donna Price ihrer Ausstellung den Titel „Found in Translation“. Der Prozess der Übersetzung und Umdeutung mündet in ihrem Fall in einem fruchtbaren Finden von Anlässen für künstlerische Gestaltungen.
Donna Price arbeitet gerne in Serien und zeigt in der Ausstellung drei Werkblöcke: Häuser, Sessel und Symbole. Die Symbole stellen Kürzel unserer täglichen Kommunikation dar, die besonders in Zeiten der Pandemie, in der sich soziale Kontakte oft ins Digitale verlagern, viel gebraucht werden. Bereits Worte verstehen nicht alle Menschen immer gleich, aber Symbole bedeuten eine noch größere Abstraktion. Die Möglichkeit einer Fehldeutung wächst.
Die Häuser behandeln das große Thema von Heimat und stehen symbolisch für das Gefühl behütet und beschützt zu sein. Eine spezielle Variante stellen die mit gerissenem, verschiedenfärbigem Schleifpapier beklebten Häuser dar. Sie entstanden anlässlich der Ermordung von George Floyd, die die Black Lives Matter Bewegung auslöste. Die verschiedenen Sandpapier-Schindeln auf den Häusern stehen für die Vielfalt der Menschen in den USA. Ihr Leben ist für Donna Price ausgefranst und wund gerieben vom Kampf für Gleichberechtigung und Anerkennung.
Die Serie der Sessel wurde 2020 durch einen relativ großen Sessel aus Holz eingeleitet, auf dessen Sitzfläche der Text “I will not sit, you will not sit, he, she, it will not sit, we will not sit, you will not sit, they will not sit“ steht. Die Arbeit bezieht sich auf historische Familienporträts, auf denen die Frauen oft auf einem Sessel sitzen, während die Männer selbstbewusst danebenstehen. Diese Konstellation drückt allein durch die Körperhaltung die Dominanz des stehenden Mannes über die sitzende Frau aus. Die beiden sind nicht „auf Augenhöhe“. Diesen Umstand kritisiert Donna Price durch ihre Arbeit, die wie eine Selbst-Affirmation klingt, um sich selbst in der Verweigerung der Unterwerfung Mut zu machen. Dem Prototyp folgten Sessel aus Buchbinderkarton. Im kleineren Format fließt auch das Spielerische Element der Variation ein und die Sessel beginnen sich durch kleine Details voneinander zu unterscheiden. Einmal bilden rote Bleistifte im Bündel ein Sesselbein, dann ein handgeschmiedeter Nagel oder der hölzerne Griff eines Werkzeuges.
Text: Maga Angelika Doppelbauer, MA
Kunsthistorikerin – Kuratorin – Kulturvermittlerin
www.kulturbegeistert.at
Ausstellung S.I.X. Wohnzimmergalerie
Litzlberger Straße 30a
4663 Seewalchen
www.wohnzimmergalerie.net
Donna E. Price
www.donnaprice.com
@donnaprice4071
Ausstellung bis 2.4.2022