Gemeinsam

Kalligrafien der Schriftgrupp lettera nach Texten jüdischer Autorinnen und Autoren

Ausstellungseröffnung: Samstag 29. April 2023, 14 Uhr
Schrift- und Heimatmuseum Bartlhaus Pettenbach

Die 2003 in Hamburg gegründete Schriftgruppe lettera ist gerne gesehener Gast im Schriftmuseum Bartlhaus. In der aktuellen Ausstellung widmen sich die beteiligten Kalligraf:innen auf individuelle Art und Weise der Umsetzung von Texten jüdischer Autorinnen und Autoren. Mit der Wahl dieses Themas möchte das Schriftmuseum einen aktiven Beitrag zu dem von der Kulturhauptstadt Bad-Ischl Salzkammergut 2024 ausgerufenen Schwerpunkt zur jüdischen Kultur im Salzkammergut und ihrem Verschwinden durch den Nationalsozialismus leisten.

Antje Glashagen-Stuck schreibt im Katalogtext zur Ausstellung: „Kalligrafen leben vom Wort. Sie geben dem Klang der Worte sichtbare Strukturen, sind Mittler zwischen Autor und Betrachter. Ähnlich dem Tanz zur Musik, bewegt sich die Feder über das Papier und hinterlässt Spuren der Bewegung. Das interpretierende Schreiben, die Metamorphose eines Gedichtes oder eines Textes in ein Schriftbild ermöglicht einen tiefen Zugang zu den Worten. Wenn ein Text anrührt, entstehen innere Bilder. Es ist ein Spiel mit Form, Rhythmus, Fläche, Linie und Farbigkeit. Einen Ausdruck zu finden für das, was die Worte im Innersten auslösen, wird immer wieder aufs Neue als ein bereichernder Prozess empfunden.“ Sie ergänzt ihre Kalligrafien mit Collage-Elementen, die eine zusätzliche Bedeutungsebene in die intuitiv gestalteten Schriftbilder bringen.

Marí Emily Bohley geht den Spuren jüdischer Schicksale nach und kombiniert ihre Kalligrafien mit Fundstücken, sowie historischen Fragmenten hebräischer Texte als Metapher für Vergänglichkeit, Leid und Hoffnung. Eveline Petersen-Gröger verarbeitet in ihren zu kunstvollen Büchlein gefalteten Arbeiten Texte aus Kurt Tucholskys 1931 erschienenem Roman Schloss Gripsholm, dessen vordergründig heitere Erzählung mit nachdenklichen Szenen kontrastiert. Die farbliche Gestaltung ihrer Blätter nimmt die Stimmungen der gewählten Texte auf. Anja Lüdtke schreibt expressive Bilder zu ebensolchen Texten Rose Ausländers. Sie wählt die unterschiedlichen Schriftarten mit Bedacht zum Inhalt der Texte und steigert den Ausdruck der Typographie bis zur völligen Auflösung. Birgit Nass geht den gemeinsamen Wurzeln des jüdischen und christlichen Glaubens auf den Grund und integriert tatsächliche Pflanzenteile und -wurzeln in ihre Arbeiten. Frank Fath gestaltet fünf Schriftrollen aus verrostetem Blech, als Symbol des Alters. Die Anzahl nimmt Bezug auf die fünf Kapitel der Thora, die den fünf Büchern Moses im Alten Testament entsprechen und für die gemeinsame Basis von Judentum und Christentum stehen. In den rechteckigen Ausnehmungen der Rollen spannen sich zarte Papiere mit philosophischen und spirituellen Texten jüdischer Autor:innen der Gegenwart, die inhaltlich Bezug auf die Kapitel der religiösen Ursprungstexte nehmen. Jasna Wittmann schafft mit ihren reduzierten farblichen Gestaltungen Stimmungen als Folie ihrer Textgestaltungen, die zwischen sachlich inhaltlich, sowie expressiv emotional changieren.

Die Arbeiten der Ausstellung schöpfen aus Texten von Rose Ausländer, Nelly Sachs, Kurt Tucholsky, Hannah Arendt, Walter Benjamin, Erich Fromm, Gershom Sholem und Theodor W. Adorno. Sie entstanden anlässlich des Jubiläums 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland und wurden 2021 im Christian-Jensen-Kolleg in Breklum, Nordfriesland das erste Mal gezeigt. Zu dieser Ausstellung entstand ein Katalog.

www.schriftmuseum.at

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